Montag, 11. Februar 2008

Das Leben der Anderen

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Firas - Bass
Tony - Leadgitarre
Faisal - Gesang
Marwan - Schlagzeug.
Die Band heisst Acrassicauda, die lateinische Bedeutung für "Schwarzer Skorpion".
Die Musik? Heavy Metal.
Heavy Metal in Baghdad.
Acrassicauda ist wahrscheinlich die einzige Musikgruppe auf der Welt, die zu Ehren eines Diktators einen Headbangersong geschrieben hat.
Um in den Zeiten von Saddam Hussein öffentlich mit Musik auftreten zu können, musste man um Genehmigung beim Ministerium für Kultur ansuchen. Dieses Amt erteilte seine Zustimmung nur, wenn zumindest ein Loblied auf den irakischen Führer dabei war.
Und so komponierten die vier Jungs mit schrillen Gitarrensolis, hämmerndem Schlagzeug und kreischender Stimme eine Huldigung der etwas aussergewöhnlichen Art.
Der kanadische Film "Heavy Metal in Baghdad" erzählt die Geschichte der wohl einzigen "hardcore motherfuckin" Band des Iraks, die unterm totalitären System begann, die Bomben und Schüsse der letzten Jahre überlebte, vor zwei Jahren nach Jordanien flüchtete und heute in der Türkei lebt.
Vier Stahlbuben, die es in sieben Jahren gerade auf ebenso viele Konzerte brachten. Jungs, die von langen Haaren träumen und nun Gefahr laufen, in der Türkei in ein Spezialdorf im Nirgends abgeschoben zu werden, wo tiefgläubige Muslime das Sagen haben.
Knapp 2,5 Millionen Iraker sind seit dem "Kriegsende" in die umliegenden Nachbarländer geflüchtet und niemand will sie eigentlich haben. Es gibt für den, der kein Geld hat, kein Visum und natürlich auch keine legale Arbeit.
"Heavy Metal in Baghdad" zeigt uns zwar vordergründig ein exotisches musikalisches Unikum, aber in der Essenz macht er dem Betrachter sehr bewusst, dass die Situation im Irak einen sozialen Flächenbrand im nahen Osten ausgelöst hat. Amerika ist im Öl und schießt, Europa steckt nüchtern seine Köpfe zusammen und analysiert. Im Westen nix Neues. Und irgendwo tickt etwas immer schneller....

Der Trailer zum Film : http://www.heavymetalinbaghdad.com/


Und nun noch zu den breaking news ausserhalb der Berlinale.


In Zentrum von Seoul ist heute der Nationalschatz Nummer 1, das Namdaemun Gate, eines der vier ehemaligen Haupttore der alten Stadtmauer, völlig abgebrannt.

Aktuelle Fotos vom Feuer unter http://www.flickr.com/photos/pwalks/2254954529/in/photostream/


Der Wanderer ist bestürzt. Letzten Herbst ist er mehrmals voller Bewunderung davor gestanden .


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Da kommt einem berlin ja fast wie das paradies vor wenn man von den jungs in bagdad hört. genau der film hat mich auch sehr interessiert. klingt alles sehr trostlos und dann noch der brand in seoul. wird wieder zeit für einige good news.