Wow werte Gemeinde,
der Pionier hat seinen Glauben wiedergewonnen. Das Evangelium des dissonanten Reisens wird ja doch gelesen. Besonders erfeuen den Missionsbeauftragten die ( noch) unbekannten Juenger.
Ich weiss, ihr wartet alle auf Bilder, so ist die Bibel im Mittelalter ja auch verbreitet worden.
Mittlerweile haben sich gut 10 MB angesammelt, aber wie viele wissen, bin ich im optischen Herzen ein rawer Mensch und da ist das Problem des Konvertierens ( diesmal keine religioese Anspielung) ohne eigenen Pc im Tascherl. Ich verspreche jedoch bei meinem Kreuz, dass vom vielen Schleppen sich leicht aufgeweicht anfuehlt, dass ich in Busan beim Filmfestival ein Best of erstellen lassen werde und nachliefere. Also harret noch knapp eine Woche, dann kommt der bildliche Frieden ueber euch.
Einstweilen also weiter mit diesen komplizierten Abfolgen, genannt Buchstaben, die ja vom Aussterben bedroht sind und daher geschuetzt werden muessen.
Gestern konnte ich noch meinen persoenlicher Aufstieg nicht erwarten. Aus einem ploetzlichem Mangel an IQ verfuehrten mich schon wieder die Rufe des Seoul-Towers, diesmal zur Abendandacht. Im Detail Anstieg zur Talstation mit der Cablecar, die den 360 Grad Suechtigen zum Turmfuss hochhievt. Die Schlange an Nachtgestalten vorm Einstieg ungefaehr dreimal so lange als am Tag eins. Feiertag eben. Doch diesmal verhinderte ich das Erbarmen mit mir selbst und harrte. Ich genoss jede Menge Koerperkontakte ( in einer Quote waren davon 20% durchaus willkommen - die Schoenheit von vielen Koreanerinnen ist ja sprichwoerlich, der Rest verlief abgestuft bis zur Oma mit dem quengeligen Kind, das ihr den als Wartenarkose gedachten getrockneten Fisch wieder ins Gesicht spuckte. ( Anmerkung des Verfassers ohne die Oma zu bewerten - beim suesslich-ranzigen Geschmack dieser voellig umsonst gemordeten Schwimmwesen durchaus zu verstehen. Auch ich hab nur eine halbe Packung runtergekriegt, der Rest war bis nach der Verdauung nur aufgrund nachhaltiger Zen-Uebungen zu uebertauchen.)
Zurueck von der Abschweifung. Irgendwann nach drei Etagen hoch zur Startrampe, Platzeinweisung vor der Gondel - ich war anfangs sehr verwundert, wie die beiden Seilbahn-Linienrichter ohne zu Zaehlen genau wussten, wieviel Personen in den Wackelkaefig duerfen, bis ich zu Boden blickte und feststellte, dass uerberall Fuesse aufgemalt waren, auf denen die Gondolieres sich zu stellen hatten. Kein Fuss mehr uebrig - naechste Gondel.
In der Kabine erzaehlte mir dann ein alter koreanischer Kriegsveteran, wie er hier am Huegel von japanischen Maschinengewehrnestern unter Feuer genommen wurde. Ich war recht froh, erst sechzig Jahre spaeter in der Kabine zu sein.
Nach knapp zehn Minuten waren wir oben. Wartezeit bisher gut 70 Minuten. Mir schwante schon beim Weg zum Turm nichts Gutes. An der Kassa meinte man etwa 60 Minuten Wartezeit, als ich mein Ticket fuer die Aussichtsplattform loeste. Sie sind ja recht clever hier, man erhaelt eine Nummer und wenn die einmal auf Grossdisplays aufgerufen ist, kannst du zum Expresslift einchecken wann du willst.
Ich streunte also am Gelaende herum. Im Aussenbereich fiedelte eine koreanische Band mit ziemlich viel Akzent Guantanamera - zur Begeisterung vieler mitwippender Einheimischer.
Ein Liebespaerchen sass etwas abseits versonnen auf einer Bank und glotzte eine Liebesschnulze am Handy. Ich schaute kurz mit, aber als eine sehr zierliche Frau ihren doch ansehnlichen Mann im Lift verpruegelte, musste ich schon aus chauvinistischen Gruenden mich mit Ekel abwenden.
Hunderte Menschen draengten sich auf einer Aussichtsplattform, die den wirklich wuchtigen River Han in der Fernezu Fuessen hatte. An den Gittern, die verzweifelnd Wartende wie mich vor einer Kurzschlussreaktion zurueckhalten sollen, haengen Vorhangschloesser mit koreanischen Zeichen - unzaehlige. Anfangs noch etwas irritiert, loeste ich das Geheimnis, als ich zwei englischsprachige Texte fand. For our love of lifetime und We will love us forever. So gibt man Schwuere der Zuneigung in Fernost. Jedenfalls duerfte der Schloesserumsatz in Korea dramatisch sein .
Ja und bevor ichs ganz vergesse, ganz oben am Turm war ich auch. Die Aussicht in der Nacht waere traumhaft gewesen, waeren nicht alle Panoramafenster von tausenden Handabdruecken tagsueber mit einer Fettschicht ueberzogen gewesen. Na ja Polizisten und Forensik-Liebhaber haetten ihre Freude gehabt
Die Retourbewegung ganz hinunter waren dann auch nochmals gute 70 Minuten - also im Verhaeltnis zur Nettozeit oben von zwanzig Minuten tief frustrierend. Dafuer hab ich in einer Cowboy-Bar am Nachhauseweg mit einem seltsamen Mix aus Mildost und Wildwest mich mit kalten Bieren getroestet.
Und von den Seiltaenzern heute, ja ich hab einen Ausflug gemacht, erzaehle ich morgen.
Was waere ein guter Schundroman ohne Fortsetzung.
Mittwoch, 26. September 2007
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