Ich gestehe vor den Screens des world wide web, dem Ort der niemals lügt: Schon früh war der Wurm in mir. Ganz konkret der Regenwurm. Überlieferungen meiner Eltern zufolge wurde ich bereits im Wackelgangalter von Fleischeslust übermannt. Es war ein Frühlingssonntag in der Stahlstadt, die Himmel blauten, die Wiesen grünten, die Menschen jäteten. In den Schrebergärten rings um unsere Arbeitersiedlung pflanzte ein Volk in Extase. Löcher wurden in Erdmutterns Schoß gedrillt, um Setzlinge zu vergraben, Bohnenstangen erigiert und Gießkannen sprühten unablässig. Unnütz lag ich wieder einmal im Gras herum, hatte wahrscheinlich Hunger. Ein durch die Umgrabarbeiten an die Oberfläche katapultiertes, schon leicht ramponiertes Schlängelsushi kam mir zu nahe. Zähne, ein relativ neues Instrumentarium meines Körpers testeten das UFO (unappetizing food object) . Auch wenn meine Mutter einen jähen kulinarischen Interruptus einleitete, die Prägung ist mir erhalten geblieben.
Abartiges Essen turnt mich einfach an. Ob geröstete Honigameisen, gegrillte Zikaden, Maden im Schnaps oder Cochones a la Torero, ob Petit Jaque oder Laplap, nichts was sich anbraten, einkochen, gar machen lässt, ist vor mir sicher.
Spucken war gestern, mit jedem Triumpf über den schlechten Geschmack mehr, stählte sich Gaumen, härteten Magenwände aus und gerannen Verdauungssäfte. Ich schlucke ich nur mehr - alles und immer.
Eher sehr keusch erzogen, gab sich in ersten Experimenten mein Leib anfangs nur für vertrautere Spielarten der S-Lust hin, wie
englisch,
französisch
oder spanisch.
Mittlerweile zeigt er sich bar jeder Hemmung und unersättlich offen für Magentantras in jedweden außereuropäischen Völlereipraktiken.
Daher Bibimbap, Kimchi oder Manduguk, seid wachsam, meine Stäbchen lauern auf euch.
Wenn ihr mich nicht erfüllt, warten ja immer noch knackige Schmetterlingkokons oder zarte Hündchen.
Dienstag, 18. September 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen