Korea hat frei fuer die naechsten drei Tage.Daher herrschte auch gespenstische Ruhe, als sich der Auslaender kurz nach 9 am aufmachte, erste Tageslichtschritte durch Seoul zu setzen. Auffaellig war eines sofort, Koreaner kehren gerne. In der ersten Stunde, die mich zuegig ins Geschaeftszentrum fuehrte, sah ich nur Maenner mit Besen. Sie fegten die Strasse, die Simse, die Auslagen und die Beleuchtung. Sie kehrten voller Hingabe, akribisch im Detail, ausdauernd im Ganzen. Erzengel gegen den Schmutz zuendeten ein leidenschaftliches Fegefeuer an jeder Ecke, die ich passierte.
Das Naechste was mich in Bann schlug, sind die -ja auch in anderen asiatischen oder afrikanischen Laendern nicht seltenen - Stromleitungen. Ihr wisst schon, nicht das korrekte Unterputzschaetzchen, nein ich rede hier von noch roher, ungebuendelter, brutzelnder Energieverteilung. Ich hab mittlerweile oftmals lange den Kopf oben - was meine Laenge hier wahrscheinlich noch imposanter macht - denn ich kann nicht genug bekommen, von diesen kunstvollen Verstrickungen, wenn Ohm, Volt, Ampere und watt auch immer sich beinahe unsittlich in ein Gestruepp von Kabeln verschlingen und von Verteilern, die eine Aehnlichkeit mit Miniaturmistkuebeln haben, getoppt werden. Im Verbund mit funkelnagelneuer sehr aesthetischer Architektur des 21. Jhr. ein feiner Kontrapunkt, der ausfuehrlich in meine Dokumentation eingebracht wird.
Ebenfalls remarkabel, die Koreaner lachen nur im TV. Waehrend mich auf der Strasse jeder nur von unten her ernst mustert ( geht ja technisch schwer anders - siehe oben), regiert im Fernsehen das Kichern, Giggeln und Kudern. Auch wenn in einer Wochenshow vier Jungs mit Gilets - die Muster und Farben haben, die jede anstaendige Mutter zum sofortigen Verstossen des Kindes noetigen - in einen Raum mit einem Bienstock gesperrt werden, der dann abgedeckt wird - was machen die Helden ? Richtig, sie grinsen ueber das ganze Gesicht, wenn die gelbe Gefahr heranrauscht. Lache ich als Weisser im Echtleben - dreht man sich weg, sieht an mir vorbei oder erroetet ( letzteres ist bei Maennern seltener festzustellen).
Was ich heute nicht gemacht habe: vom Fernsehturm am Huegel auf Seoul runterzuschauen. Als ich mich bei knapp 30 Grad Mittagstemperatur auf steilen Stiegen ( sehr sauberen uebrigens) zur Seilbahntalstation hinaufquaelte ( klingt wie ein Paradoxon, ist es aber), wurde mir schnell klar, warum ich keine Menschen towndown angetroffen habe. Halb Seoul wollte das schoene Wetter nutzen und auch den Hausberg erklimmen. Eine Schlange von gut zweihundert Meter am Ticketschalter, in der Station ueber vier Stockwerke die Gluecklichen bereits mit Fahrkarte. Warten ? Heute ? Nein danke.
Ebenfalls nicht erzaehle ich hier vom Besuch eines der groessten Maerkte, den kulinarischen Erfahrungen mit gepresstem Fisch, warum zerriebene Schlange besser als Viagra sein soll, den Fund eines Baeren und eines Teiles der Berliner Mauer und was hunderte alte Maenner feiertags am Boden im Park tun. Auch nicht, dass Eisverkaufen zu einem geplanten Kabarett werden kann, wie schnell man irritiert ist, wenn neben einem auf der Strasse ein Typ mit einem Schnellfeuergewehr zu hantierten beginnt und dass manche Moenche auf rote Koffer stehen.
Warum nicht ? Weil ich jetzt eine kleine Siesta halten werde, um fit zu sein, das Nachtleben hier zu erkunden. Ab 20 h beginnt ein riesiges Fest um die Ecke und ich hab Feld zu forschen.
Montag, 24. September 2007
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