Samstag, 13. Oktober 2007

Hiroshima mon amour fou ?

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Alain Resnais, einer der Begründer der Nouvelle Vague drehte 1959, meinem Geburtsjahr, einen Filmklassiker um die unerfüllbare Liebe zwischen einer nach Japan in die im Wiederaufbau befindlichen Stadt gereisten Französin und einem einheimischen Architekten: "Hiroshima, mon amour".

Rückblende :
Das Übersetzen von Pusan nach Fukuoka in Japan per Speedboot mit dem netten Namen "Beetle" erwies sich als entspannend angenehme Erfahrung. ( Die konnte für den restlichen Tag der Wanderer nur zu gut brauchen.) Im Gegensatz zu normalen Fähren, die rund sechs Stunden brauchen, düst der Käfer in der halben Zeit zu den Samurais. Wie auf einem Katamaran wird in Hochgeschwindigkeit am Wasser dahin gegleitet und somit kein Schwell oder andere Wellenbewegungen verspürt.
Bei der Einreise filzte die sehr attraktive Zöllnerin mich ziemlich genau - sogar mein offenes Zigarettenpäckchen wurde eingehend untersucht, ob darin sich nur legale Rauchwaren befinden.
Beim Ausleeren meiner Hosentaschen, das sie mir auch abverlangte, gab ich auch mein Geheimversteck ihr preis -die am Gürtel im Hoseninneren hängende zweite Geldtasche, worauf sie mir zart ans Gemächt griff. Ich war nahe daran, sie um ein Date zu bitten....
Würdig, einreisen zu dürfen, war aber der Anfang der Sorgen.
Ich hatte keinen einzigen Yen bei mir. In Pusan bei der Ausreise hab ich noch einen kurzen Kontrollblick zum Money Exchange Schalter geworfen, Euroumwechslung in Won, kein Problem, jedoch nicht in Fukuoka in Yen. Neben Wons werden nur Dollars angenommen. Als weiteren entspannenden Faktor gab es kein Tourist Office und damit keinen Stadtplan, aber Gottseidank ist Fukuoka mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern gegen Koreas Big Cities ja ein Dorf. Wegen mangelnder Währung war Busfahren ausgefallen und so trat ich den Weg zum Hauptbahnhof zu Fuß an. Unterwegs die Banken geschlossen. Mittagspause vielleicht ? Es war gegen 14 Uhr. Doch dann dämmerte mir Schreckliches. Heute ist ja Samstag, Wochenende, da machen auch fleißige Japaner Pause.
Nach vierzigminütigem Marsch mit Gepäck wie bei einer militärischen Grundausbildung, diversen verwirrenden Kommunikationen mit Einheimischen, der Bahnhof und Geldmaschinen. VISA, this transaction must be cancelled, Mastercard, this transaction must be cancelled, Bankomatkarte, ihr könnt es euch denken.
Aber am Fahrkartenschalter für den Zug zumindest alle gängigen Kreditkarten akzeptiert. Erstes Aufatmen. Als Belohnung gegen die Strapazen leistete ich mir, statt einer langsameren Zugsverbindung nach Hiroshima, wie ursprünglich geplant, den recht teuren Shinkansen, die Hochgeschwindigkeitslinie. Aber Japan ohne Speed, da würde etwas fehlen.
Fein großer Bahnhof, dutzende Bahnsteige und das Ticket:


Aber ein unschätzbarer Vorteil für den Orientierungslosen in Asien sind die Überkapazitäten an Arbeitskräften , wie Anweiser, Ausweiser, Kontrolleure, Kontrolleurkontrolleure und Aufsichtsorgane, alle in schmucker Uniform.
Der nächste Teilerfolg, mein Dampfross.


Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h in komfortablen Sitzen - dazu ein Zugbegleiter, der jedesmal beim Betreten und Verlassen des Abteils sich verneigt - das Land draußen nur in Blitzlichtern wahr zu nehmen, war für den Streuner als passionierten Eisenbahnfreund ein neuer und noch lang bleibender Eindruck.


Die an die Geschwindigkeit gewöhnten Einheimischen verleitet die Sanftheit des Rasens zum Dösen.



Nach knapp einer Stunde Hiroshima. Die Geldautomaten nur mit japanischen Zeichen belegt aber zumindest ein Stadtplan in Englisch.
Ich hatte schon von Pusan aus meine Unterkunft gebucht, wusste immerhin die Ortsbeschreibung. Wieder ein Weitwanderweg.
Unterwegs bei einer Rauchpause fiel mir eine Passage aus "Bitter Grounds" von Neil Gaiman ein:
"In every way that counted, I was dead. Inside somewhere maybe I was screaming and weeping and howling like an animal, but that was another person, a person deep inside, another person who had no access to the face, the lips and mouth and head, so on the surface I just shrugged and smiled and kept moving."

Und die Götter zeigten sich gnädig, nach nur zweimaligem falsch Abbiegen
stand das Hotel Million City im Land der nun untergehenden Sonne vor mir ( Der Titel des Hotels und die Anzahl meiner heute getätigten Schritte dürften sich in etwa die Waage halten).

Für den Rest des Abends werde ich mich von fürchterlichen einheimischen Fernsehshows berieseln lassen und mit dazugehörigem endemischen Fastfood vollstopfen. Wer weiß, ob ich in den nächsten zwei Wochen nochmals dazukomme.



Wie ist doch der aktuelle Slogan meiner Kreditkarte: Liebe jeden Tag. Das gilt auch für Hiroshima. Arigato gozaimasu VISA.


3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Na da kann ich mich ja auf was gefasst machen ...
Solltest du in Hiroshima was vergessen, lass nur - ich hol es dann eh ab.
Keep going, Michael

Anonym hat gesagt…

Konnichi wa gen-ki ? gott sei dank hat deine absteige einen so schönen kimono für dich ausgesucht und nach millions schritten brauchst auch keine patschn mehr.solltest du wieder kontrolliert werden, auf geldbörsel geheim und so, sag einfach: chuu site kudasai (küß mich bitte)ist einfacher als ein date auszumachen.als dann, bis zum nächsten bericht
sayonara dein eduart

Anonym hat gesagt…

Was heißt "bei einer Rauchpause?"
LG rednose