Langsam hab ich mich ja jetzt schon an die Eigenheiten des Volks hier gewöhnt. Die Menschen sind extrem höflich, das ist absolut korrekt. Nur nicht in der Ubahn . Ich komm mir bei etwas bevölkerten Stationen - und das sind die Meisten hier - vor, wie bei einem Massenstart bei einem Citymarathon. Jeder versucht schon beim Einfahren des Zugs, sich eine Ausgangsposition zu schaffen, damit die Chance, einen der wenigen durch Aussteigende freiwerdenden Sitzplätze zu ergattern, lebt.
Nachdem sehr viel sportlich junges Publikum an diesem Contest teilnimmt, gibt es nur selten eine Ausschüttung von Glückshormonen durch Hintern niederlassen bei mir festzustellen.
Was ich aber unbedingt als Kultur nach Österreich bringen möchte, ist der Stil, wie hier das Karten abreißen erfolgt. Gemäß der Kultur hier nimmt man ja alles Überreichte mit beiden Händen gleichzeitig entgegen und verneigt sich dabei. Vorsichtig, beinahe zärtlich wird dann das Ticket zerteilt und mit einem Duro o ship shio , also herzlich willkommen inklusive weiteren Verneigungen wird es wieder retourniert. Nix im Vergleich zu unseren Kaugummi kauenden, brutalen einheimischen Kartenschlächtern.
Und was ich natürlich auch schätzen würde, wäre ein Auslauf wie hier, knapp fünf Minuten vom Festivalszentrum entfernt.
Der Strand ist überraschend sauber und auch das Meer schwappt elegant an die Küste, ohne Algen, Müll oder Treibgut. So wie ich die Asiaten ja mittlerweile kenne, argwöhne ich , dass weit draußen irgendwo eine 24-Stunden Putzkolonne jeden Schmutz rechtzeitig abfängt.
Hier befindet sich auch das PIFF Village, ein extra errichtetes kleines Dorf mit Bühnen, Ständen und Gästelounges , das mit vielen Veranstaltungen bis spät in die Nacht das Festival promotet.
Die Kids haben natürlich ihre Freude hier
genauso wie die Großen ( wobei das Thema "Mit was allem schützt sich der Koreaner vor der Sonne" eigentlich ja auch schon ein langes Kapitel hergäbe. )
Wie die Gemeinde ja weiß, sollten die Wanderschuhe mich heuer ursprünglich ja in die Mongolei tragen. Um zumindest einen rudimentären Ausgleich für die Verirrung zu haben, bereiste ich das Land gestern in Cinemascope.
"Desert Dream", eine Koproduktion Mongolei/Südkorea/Frankreich erzählt von der Begegnung eines mongolischen Nomaden, der unbeirrt, auch wenn Sandstürme ständig sein Werk zerstören, die Steppe bepflanzen möchte und einer quer durch die Wüste geflüchteten nordkoreanischen Witwe mit Sohn, die eines Abends vor seiner Jurte steht.
Ein Film der ganz wenigen Worte, langsamer Bewegungen und wuchtiger Landschaftsbildern.
Ob Irmgardhimmel, ob Gudrungrün oder Emilsand, jetzt hat der Reisende erstmals eine wirkliche Vorstellung vom Leben dort erhalten.
Als dann die Sonne später ins Meer fiel und das Neon wieder die Vorherrschaft in Pusan übernahm, kamen auch sie wieder ins Licht, die gewienerten und aufpolierten Rampensäue .
Extra am Strand wurde ein langer roter Teppich errichtet und für eine Stunde konnte das Volk wieder aus allen Kehlen schreien, als die Talente der Soaps, Shows und Serials schreiten durften.
Mein persönlicher Gewinner des Abends war ein Fullhead-Groucho Marx a la Korea .
( Eingeweihte Cineasten wissen ja, dass der Herr Groucho seinerzeit seinen legendären Schnauzbart immer nur aufgemalt hatte).
Unser Beispiel hier zeigt, dass auf diese Weise auch wunderbar schütter werdendes Haupthaar camoufliert werden kann.
Und auch asiatische Marilyns haben noch etwas an sich zu arbeiten, wollen sie klassische Filmszenen wirklich detailgetreu nachstellen.
Samstag, 6. Oktober 2007
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1 Kommentar:
Kartenabreißen mit stil, wie ist das beim klopapier fragt dein eduart???
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