Dienstag, 9. Oktober 2007

My personal watergate



Das Wetter hier zeigt sich berechenbar, mit offenen Karten aber immer bleibt es fordernd. Besonders der Vormittag lässt eine Sonne frei, die das simple Stehen schon zu einer saftigen Erfahrung hinsichtlich Austritt von Körperflüssigkeit aus Poren, von denen ich bisher nicht einmal wusste, dass meine Edelstahlkarosserie sie besitzt, gestaltet.

Als organismuskompatibelste Phase erweist sich paradoxerweise hier die Mittagszeit, meist zieht eine verhaltene Brise durch die Stadt und schleckt jeden Salzfilm von einem wieder behutsam ab.

Der Regen. Er schleicht immer sanft tropfend heran, jeden Nachmittag seit drei Tagen. Dann ändert er langsam seine Partitur, wandelt diese Gianni Schicchi Arie a la Maria Tebaldi (O mio babbino caro,mi piace è bello, bello) zum Perlenfischerduett Jussi Bjoerling/Robert Merrill (Au fond du temple saint) in Allegro troppo forte, um am Abend einen mit Amphetaminen angefüllten Rostopovich Händels Wassermusik dirigieren zu lassen. Es schütt aus Schaffeln, würde ein Steirer verkürzt dazu sagen.

Trotz dieser Herausforderungen, die eher auf Typen, die die Tradition biblischer Helden im Geiste von Noah fortsetzen wollen, zugeschnitten sind, bleibt der Aufenthalt hier in Pusan sympathisch zwiespältig.

ähnlich wie Seoul schwimmt die Stadt nicht nur im Regen sondern auch im Geld.

Haeundae, der Glamourplatz, wurde ja schon an anderer Stelle beschrieben. Jedoch beherbergt die Stadt auch den viert grössten Containerhafen der Welt. Am Frachtterminal wird gerade eine riesige Baugrube ausgehoben, das neue Wahrzeichen wird hier errichtet. Ein Businesstower mit knapp 500 Meter Höhe, der im Wettbewerb um die höchsten Gebäude der Welt derzeit einen Platz unter den Top Fünf sicher hat.

Pusan hat nicht den Schick von Seoul, Häfen ziehen immer eine rauere Sorte von Menschen an. So hat sich gegenüber des sehr glanzvollen, auch recht neu erbauten , mächtigen Hauptbahnhofes ein Viertel mit einer russischen Enklave mit speziellen Geschäftsbereichen gebildet, das nach Sonnenuntergang eher gemieden werden sollte. Hier ist das Viertel der Erleichterung, freiwillig für Hormonelles, eher unfreiwillig für persönliche Wertgegenstände. Meines Wissens einzigartig in Korea sind hier neben der Landessprache auch jede Menge kyrillische Inschriften zu finden. “Texas-Street”, so der wirkliche Name , ist also eine Art Wild-Ost für den harten Burschen.


Heute habe ich einmal für einen Tag asiatische Filme vom Cineastenmenü gestrichen. Nach den gestrigen “Written” und “Spare” zwei koreanischen Filmen mit bizarren Organspenderplots, “Soo”, der an hämoglobiner Härte den zelluloiden Copy-Paste -Meister Tarantino zu einem langweiligen Softie degradiert und “Crow Episode 0”, in dem japanische Highschool-Boys außer Gangfights sonst nichts am Stundenplan haben, reiste ich für einen Abend lang zurück nach Europa.

Peter Greenaways “Nightwatching” frustrierte. Nichts mehr von einer Zerbröselung von Wirklichkeiten wie im “Kontrakt des Zeichners”, keine Opulenz der Vereinsamung wie im “Bauch des Architekten” und auch kein frivoles Spiel mit Selbstsicherheiten wie im “Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber.

Greenaway ist geschwätzig geworden, seine überlange Geschichte rund um eine Verschwörung um Rembrandts Hauptwerk hat mich mehrfach eindösen lassen.

Dafür erweckte Claude Lelouche wieder und zwar furios. “Roman de Gare” , das ist Kino. Ein Lug und Trug Stück um eine Erfolgsautorin ( für Fanny Ardant ließe ich mich an Händen und Füssen zu den Jinju Stieren in die Arena stellen), ihren Ghostwriter (Dominique Pinon,den ich nach einem meiner Lieblingsfilme “Serial Lover”, endlich wieder zu Gesicht bekommen habe), einem zaubernden Serienkiller und einer Friseurin ( Audrey Dana hat eine hinreißende Szene, die sich an den berühmten “Harry und Sally” Imbissorgasmus anlehnt und mindestens so erheiternd ist).

Und für alle die, die wegen zu vieler Worte, schon wieder zu Murren beginnen, noch ein paar Bilder des heutigen Tages.





3 Kommentare:

Holiday hat gesagt…

こんにちは、初めまして。
韓国の街並みですか・・・

Anonym hat gesagt…

I wish not agree on it. I over nice post. Especially the designation attracted me to read the sound story.

Anonym hat gesagt…

Nice brief and this post helped me alot in my college assignement. Thanks you for your information.